5 Fragen an Stillberaterin Stefanie Nonnenmann. Von den ersten eigenen Stillerfahrungen über die Ausbildung bei der AFS und dem DAIS bis hin zu 3 Tipps an StillberaterInnen in Ausbildung.
Stell dich bitte ganz kurz vor – was machst du so? Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist? Und: Bist du zufrieden mit der aktuellen Situation?
Mein Name ist Stefanie Nonnenmann, ich lebe in der Nähe von München und bin seit 2012 in der Stillberatung aktiv. Hauptberuflich bin ich Journalistin und arbeite als Redakteurin bei einem Fachzeitschriftenverlag.
Nach der Geburt meiner ersten Tochter im Jahr 2009 konnte ich lernen, was es heißt, Stillschwierigkeiten zu haben – aber auch, dass es Auswege gibt. In dieser Zeit wuchs langsam der Wunsch in mir heran, mein immer umfangreicheres Stillwissen an andere Mütter weiterzugeben und so absolvierte ich 2012, kurz nach der Geburt meiner vom ersten Tag an problemlos gestillten Zwillinge, die Ausbildung zur ehrenamtlichen Stillberaterin bei der AFS. Seitdem habe ich per Telefon, E-Mail, bei Hausbesuchen und im Rahmen meiner Stillgruppe mehr als 100 Mütter beraten, darunter viele Mehrlingseltern.
Da aber vor allem die Zwillingsberatungen zeitlich sehr intensiv und umfangreich sind, wurde mir mit der Zeit immer klarer, meine Beratungen nicht mehr auf Dauer ehrenamtlich anbieten zu können.
Für eine IBCLC-Ausbildung fehlte mir leider die medizinische Grundausbildung, deshalb war ich glücklich, Anfang 2017 schließlich mit einer Ausbildung am Deutschen Ausbildungsinstitut für Stillbegleitung (DAIS) für meinen angestrebten Weg das nötige Rüstzeug erhalten zu können.
Die Ausbildung habe ich im März 2017 abgeschlossen und biete meine Beratungsleistungen nebenberuflich an. Mehr darüber erfahrt ihr auf meiner Homepage http://www.stillberatung-olching.de Für mich war die zusätzliche Ausbildung ein logischer nächster Schritt – und ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich mich dafür entschieden habe. Es fühlt sich einfach richtig an.
Was macht für Dich wirklich gute Stillberatung aus? Auf welche Punkte legst du selbst besonders wert, um deine Mütter optimal zu begleiten?
Eine wirklich gute Stillberatung findet für mich absolut auf Augenhöhe der Mutter statt. Sie ist diejenige, die entscheidet, wohin die Reise geht – und sie legt auch fest, was sie leisten möchte und was nicht. Meine Aufgabe besteht darin, jede Mutter auf ihrem ganz persönlichen Weg zu begleiten – und dabei ist es völlig zweitrangig, ob ich genauso wie die Mutter entschieden hätte oder nicht. Meine Vorschläge, die eine Mutter zur Lösung einer Schwierigkeit bekommt, sind Angebote. Was die Mutter daraus macht, liegt bei ihr. Nicht immer ist Vollstillen die einzig akzeptable Lösung.
Wichtig ist mir bei einer Beratung darüber hinaus, dass die Chemie stimmt. Stillen ist etwas absolut persönliches – und jede Mutter, die bei mir eine Beratung anfragt, ist bereit, Teile dieser ganz persönlichen Erfahrungen mit mir zu teilen. Das klappt nur, wenn beide Seiten ein gutes Verhältnis zueinander haben.
Welche drei Punkte würdest du einer Stillberaterin in Ausbildung ans Herz legen? Wie schätzt du die verschiedenen Ausbildungsformen und Wissensstände der Stillberatungsorganisationen ein?
Erstens: Macht euch vorher eindeutig klar, was ihr euch von der Ausbildung erwartet und wie ihr damit umgehen wollt. Eine Trageberaterin, die nebenher etwas Stillwissen erwerben und es als Zusatzdienstleistung in ihrem gewerblichen Angebot integrieren möchte, ist mit der Ausbildung beim DAIS definitiv besser beraten als bei der AFS, die ihren Schwerpunkt voll und ganz auf die ehrenamtliche Beratung legt. Wer hingegen überhaupt erst einmal in Erfahrung bringen möchte, ob Stillberatung etwas für ihn ist, liegt bei der AFS mit Sicherheit goldrichtig, weil die Ausbildung auch deutlich kostengünstiger ist.
Zweitens: Als Stillberaterin leistet ihr wahnsinnig wertvolle Beiträge – aber verliert dabei nicht aus den Augen, dass ihr damit nicht die Welt retten und alle Babys an die Brust bringen könnt. Ihr macht den Müttern Vorschläge – sie entscheiden, was sie daraus machen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie viele Beratungen in meiner Anfangszeit schlaflose Nächte bereitet haben, weil ich die Fragestellungen der Mütter noch mit bis in den Schlaf genommen habe. Erst mit der Zeit habe ich gelernt, gedanklich loszulassen. Das ist ein wichtiger Prozess.
Drittens: Baut euch ein Netzwerk auf – so groß wie nur irgendwie möglich. Holt euch Hebammen, Kinderärzte, Trageberaterinnen etc. in euer Boot, erzählt ihnen von eurer Arbeit, macht gemeinsame Sache und eure Arbeit so bekannt. Genauso wichtig ist der gute Kontakt zu anderen Stillberaterinnen zum regelmäßigen Austausch. So könnt ihr einer Mutter die bestmögliche Betreuung ermöglichen, auch wenn ihr selbst bei einer Frage mal nicht mehr weiterwisst.
Und was den Wissensstand der verschiedenen Organisationen angeht – ich würde behaupten, dass er bei allen Organisationen sehr umfassend ist, teilweise mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Wie in so vielen Bereichen im Leben steht und fällt das Endergebnis aber auch immer mit der Qualität der einzelnen Beraterin. Du kannst das tollste Wissen der Welt haben und es nützt dir nichts, wenn du nicht in der Lage bist, die Mutter da abzuholen, wo sie gerade steht und vertrauensvoll mit ihr zu kommunizieren. Auf der anderen Seite kann eine Beraterin mit weniger Fachwissen für eine Mutter dann goldrichtig sein, wenn sie die Fähigkeit besitzt , ihr einfach mal zuzuhören und ihr durch Zuspruch Sicherheit zu geben.
Was ist deine Lieblingsfrage einer ratsuchenden Mutter – und warum?
Puh, das ist schwierig ….
Spontan würde ich sagen: „Ich bin schwanger und möchte mein Baby gerne stillen, was muss ich beachten?“ Diese Frage gehört deshalb zu meinen Lieblingsfragen, weil ich damit die Chance bekomme, die werdende Mutter bestmöglich auf einen gelungenen Start vorzubereiten und sie mit wertvollem Wissen zu rüsten. Meine Erfahrung hat gezeigt: Mütter, die sich bereits in der Schwangerschaft an mich wenden, haben tendenziell eher weniger Stillschwierigkeiten als die, die sich erst melden, wenn das Kind im übertragenen Sinne nach ein paar Wochen bereits in den Brunnen gefallen ist.
Was ist für deinen Alltag als Stillberaterin absolut unverzichtbar? Und natürlich vor allem: Warum ist es unverzichtbar?
Materiell mein Dokumentationsbuch, damit ich jederzeit nachschlagen kann, mit welchen Voraussetzungen die Mutter zu mir gekommen ist und was wir besprochen haben.
Immateriell auf jeden Fall meine eigene Stillerfahrung, vor allem meine eigene Zwillingsstillerfahrung und meine Fähigkeit, oft genau im richtigen Moment genau das richtige zu sagen. Wen ich zu einer traurigen Mutter komme und ich nach meinem Besuch mit einem Lächeln und Zuversicht verabschiedet werde, dann bestätigt das immer wieder neu für mich, dass meine Entscheidung, Stillberaterin zu werden, aus vollem Herzen getroffen wurde und zu 100 Prozent richtig war.
Danke Stefanie für Deine Zeit & den Einblick in Deine Stillberaterinnentätigkeit!
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