5 Fragen an: Katrin (Stillspezialistin)

Unsere 5 Fragen an… gehen heute an Katrin, die gerade mit ihrer Freiberuflichkeit startet und dafür eine beeindruckende Liste an Qualifikationen mitbringt.

Stell dich bitte ganz kurz vor – was machst du so? Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist? Und: Bist du zufrieden mit der aktuellen Situation?

Ein freundliches Hallo aus dem Vogtland.

Mein Name ist Katrin Lorenz. Ich bin Kinderkrankenschwester und arbeite im stationären Bereich in Geburtshilfe und in der neonatologischen Schwerpunktversorgung unserer Pädiatrie.

Ich habe einige Zusatzausbildungen als Stillspezialistin, Entwicklungsfördernde Neonatalbegleiterin (EFNB) und Marte Meo Practitioner sowie Weiterbildungen in Mutter-Kind-Kursleitungen für bewegungsunterstützes Handling, Babymassage, Schlafberater und Fachkraft für Beikost -Einführung.

Die Frauen im Wochenbett zu unterstützen ist für mich immer wieder etwas Wunderbares und Individuelles. Besonders die Beratung und Begleitung der Mütter/Elternpaare von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen liegt mir sehr am Herzen. Gerade diese Kinder brauchen unsere Unterstützung und unser Fachwissen, damit wir die Eltern gut begleiten, um die optimale Ernährung für die Kinder zu etablieren.

Aber nicht nur das Stillen ist für die Kleinen wichtig, sondern das große Paket des entwicklungsfördernden Handling. Um genau diese Schwerpunkte zu vereinen und zu kompensieren, habe ich mich für diese speziellen Zusatzqualifikationen entschieden. Meine Zusatzqualifikationen kann ich in die Beratungen übergangslos einfließen lassen, und diese werden von den Müttern/Eltern sehr gut angenommen.

Seit kurzem baue ich mir meine Freiberuflichkeit – HELO-Beratung– mit den Schwerpunkten der Stillberatung und Eltern-Kurs-Leitung in entwicklungsfördernden und bewegungsunterstützten Handling, die Ernährung von Früh-und kranken Neugeborenen sowie Laktation und Stillen, auf. Es ist mir wichtig, den Müttern/Eltern auch nach oder besser gesagt besonders nach dem Klinikaufenthalt eine Anlaufstelle zu bieten. Gerade wir, die in der Klinik arbeiten wissen, dass der Personalmangel und das stark reduzierte Zeitmanagement im stationären Bereich kaum eine ausgewogene und spezielle Beratung zulässt.

Ich sehe die Stillberatung und alles was wir noch dazu kombinieren können, als eine neue Herausforderung und Chance unserer Kleinen einen optimalen Start ins Leben zu bieten.  Ich freue mich riesig auf meine Arbeit mit den Kleinen und den Eltern.

Was macht für Dich wirklich gute Stillberatung aus? Auf welche Punkte legst du selbst besonders wert, um deine Stillenden optimal zu begleiten?

Aktives Zuhören / gute Kommunikation / Fundiertes Wissen / Empathie / Ehrlichkeit / Eigene Grenzen kennen

Für mich ist in der Beratung wichtig, dass es der Mutter gut geht. Es ist wichtig zu erkennen, wo steht sie und was genau ihr Wunsch ist.

Und genau da, möchte ich gezielt ansetzen. Ich glaube, es ist für die Mutter nicht wichtig, dass ich mein Fachwissen präsentiere, denn das setzt sie voraus. Es ist viel wichtiger, ihr meine Hilfe zielgerichtet anbiete, sie unterstütze, in dem was für sie und natürlich für das Kind wichtig ist und ihr auch einfach nur in der  Entscheidungsfindung den richtigen Weg zeige und sie dann begleite. Es ist nicht immer das Wichtigste, die Frau in die Laktation zu bringen. Es ist  einfach nur wichtig, ihr das Gefühl zu geben, hier ist jemand, der steht dir zur Seite und unterstützt dich.  Schafft man es, die Mutter genau dort abzuholen, dann tritt das Erhoffte und Erwünschte meist von ganz alleine ein, denn „Stillen ist das Natürlichste auf der Welt“.

Es ist für mich auch wichtig, dass unsere Beratungen nicht ehrenamtlich sein sollten, sondern nach einer fundamentierten, mit Prüfung absolvierten Ausbildung auch wertschätzend honoriert wird.

Ebenso sollte man sich selbst treu bleiben und die eigenen Grenzen kennen, so dass spezielle  Mutter-Kind-Paare an Spezialisten oder Fachberater weitergeben werden bzw. diese empfohlen werden sollten.

Welche drei Punkte würdest du einer Stillberaterin in Ausbildung ans Herz legen? Wie schätzt du die verschiedenen Ausbildungsformen und Wissensstände der Stillberatungsorganisationen ein?

Ich kann keine Vergleiche zwischen den unterschiedlichen Ausbildungsformen ziehen. Meine Ausbildungen habe ich alle in einem Institut absolviert und da kann ich nur sagen, dass diese sehr gut aufeinander abgestimmt und praxisnah waren.

Was lege ich der Stillberaterin in Ausbildung ans Herz?

  • Sei dir bewusst, was und wo du hin möchtest
  • Bleib deinen Zielen und dir selbst treu
  • Nehme das Wissen auf, verarbeite dieses und lerne es zu verstehen, damit du es natürlich, ehrlich und identisch in der Beratung zeigen und umsetzen kannst.

Um all das umzusetzen ist der Erfahrungsaustausch von großer Bedeutung. Erst dadurch erfährst du, welche Probleme und Lösungen oder auch Ratlosigkeit in der Beratung auftreten und wie man damit umgeht.

Was ist deine Lieblingsfrage einer ratsuchenden Stillenden – und warum?

Meine Lieblingsfrage.. ich glaube es gibt keine Lieblingsfrage. Aber Fragen sind in der Stillberatung von großer Bedeutung.

Durch Fragen finde ich meist schnell heraus, was die Mutter/Vater bewegt. Auch zieht meist eine Frage eine breit gefächerte Beratungssituation mit sich. Hier lassen sich Kombinationen öffnen, die von der Häufigkeit des Anlegens -vor allem das nächtliche Stillen-, zum Schlafverhalten bis hin zum Thema „verwöhne ich mein Kind“ reichen.

Auch die Fragen zur Bindung, Körperkontakt und dem Tragen sowie das richtige Bewegen sind sehr häufig gestellte Fragen, die in der Entwicklungsförderung des Kindes zukunftsorientiert noch viel Beratungsbedarf und Aufklärung benötigt.

Aber immer wieder verblüfft es mich, wie viel unterschiedliche Aussagen bei einer Beratungssituation der Mutter gegeben wird. Es darf uns nicht wundern, wenn die Mütter verzweifeln und leider auch vorzeitig wegen Überforderung das Stillen aufgeben.

Deshalb ist ganz wichtig, dass wir eine gute fundamentierte Ausbildung haben und dadurch das Beratungsniveau erhöhen.

Was ist für deinen Alltag als Stillberaterin absolut unverzichtbar? Und natürlich vor allem: Warum ist es unverzichtbar

Für mich ist ein Lächeln, also ein freundliches Gesicht von großer Bedeutung. Es gibt in einer Beratungssituation manchmal Momente, wo wir als Stillberater/innen auch an unsere Grenzen kommen und ratlos den Eltern gegenüber stehen. Da hilft immer ein freundliches Gesicht um aus der Hilflosigkeit zu helfen und selbst zu kommen, um wieder Kraft und Positives zu finden.

Aber natürlich sind Weiterbildungen in unserem Fachgebiet von großer Wichtigkeit, denn auch wenn das Stillen das Natürlichste auf der Welt ist, werden neue Erkenntnisse aus der Forschung für die Beratung von Mutter und Kind immer wichtiger.