Katharina war in Österreich für die ÖAFS im Vorstand aktiv. Neben der ehrenamtlichen Stillberaterinnen-Ausbildung hat sie sich für einen zusätzlichen Weg entschieden: Sie ergänzt ihr Fachwissen durch die fordernde Ausbildung zur Still- und Laktationsberaterin (IBCLC) ohne Chance auf den Abschluss. Warum?
Stell dich bitte ganz kurz vor – was machst du so? Wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist? Und: Bist du zufrieden mit der aktuellen Situation?
Katharina Landgraf, Mutter von 2 Kindern (6J und 14Mo) – ich bin AFS Stillberaterin in Österreich; hier auch im Vorstand der ÖAFS (Österreichischer Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen) tätig. Ich berate und begleite Mütter & Schwangere per Telefon, E-Mail, Internet sowie (sofern möglich) auch Hausbesuche. Weiters leite eine 14-tägige Stillgruppe.
Mit 2017 habe ich mit der Ausbildung zur Still- und Laktationsberaterin IBCLC begonnen. Mein “Brotberuf” ist das Office Management (bis Anfang Feb 2018 bin ich noch in Karenz).
Bei der Geburts von Kind 1 habe ich extra ein BFH (baby friendly hospital gewählt) – leider war der Stillstart nicht harmonisch. Erst der Besuch in der Sprechstunde der IBCLC der Klinik nach knapp 1 ½ Wochen “rettete” meine Stillbeziehung zu meinem Kind.
Begeistert von der Unterstützung wollte ich anderen Müttern ebenso helfen.
So kam ich über Umwege (Messestand in Wien) auf die AFS.
2012 Ausbildung zur AFS-Stillberaterin in Graz absolviert – es war ganz großartig für mich.
2013 Zertifikat erhalten.
2014 Gründung der ÖAFS (eigenes Vereinsrecht in Ö erforderte es) und seither im Vorstand tätig
2016 Februar Geburt Kind 2 – hatte großen Einfluss auf meine weiteren Stillberatungen!
2016 September Leitung Stillgruppe in Graz (derzeit geplant bis Ende 2017)
2017 Gründungsmitglied von NEtzwerk STillberatung (NeSt) Steiermark
2017 Beginn Ausbildung zur IBCLC – auch wenn ich letztendlich die Prüfung nicht ablegen darf. Aber ich möchte im außerklinischen Bereich, ehrenamtliche Beratung für Mütter auf IBCLC-Niveau anbieten. Daher die Entscheidung, diese Ausbildung zu absolvieren, auch ohne die Möglichkeit mich als IBCLC zu zertifizieren.
Dankenswerterweise unterstützen mich meine Eltern und mein Mann dabei, diesen Traum umzusetzen.
Was macht für Dich wirklich gute Stillberatung aus? Auf welche Punkte legst du selbst besonders wert, um deine Mütter optimal zu begleiten?
Gute Stillberatung geht nicht stur nach Schema X vor – es müssen die Lebensumstände, Ziele, Erfahrungen, Wünsche der Mütter in die Beratung mit einfließen und berücksichtigt werden.
Meine Erfahrungen als Mutter sind dabei zwar hilfreich – aber nicht unbedingt ein Maßstab. Denn es gibt nicht nur eine Weg, es “richtig” zu machen.
Um die Mütter optimal zu begleiten, möchte ich sie darin bestmöglich unterstützen, informierte Entscheidungen zu treffen, ihre Kompetenz als Frau/Mutter zu stärken. Aber ich kann keine Entscheidungen FÜR die Mütter treffen.
Welche drei Punkte würdest du einer Stillberaterin in Ausbildung ans Herz legen? Wie schätzt du die verschiedenen Ausbildungsformen und Wissensstände der Stillberatungsorganisationen ein?
1) laufende Fortbildung – so gut die Ausbildung (welche auch immer) auch ist, man muss stetig weiterlernen, sich auf dem Laufenden halten. Findet Euch einen Schwerpunkt in Eurer Beratungstätigkeit, in den ihr euch vertiefen könnt.
2) Netzwerken & Austausch – wir können alle viel voneinander lernen und unsere Kontakte in unterschiedlichen Netzwerken kommen letztendlich den Müttern in den Beratungen zugute. Die abgestimmte Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Professionen (Hebammen, Ärztinnen/Ärzte, DGKS, …) ist dabei sehr hilfreich.
3) kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Stillgeschichte – denn uns prägende Ereignisse färben auf uns ab und können unser Denken einschränken. Reflexion ist generell sehr wichtig, um nicht “festgefahren” zu denken.
Ausbildungsformen: Ja, die Ausbildung zur IBCLC ist bestimmt die umfangreichste.
Aber die eigene Stillerfahrung, die Einsatzbereitschaft für ehrenamtliche Tätigkeit und eigene, fortlaufende Weiterbildung kann auch eine Stillberaterin der AFS bzw. LLL auf ein sehr hohes fachliches Niveau bringen. Wobei die fachlichen Grenzen der Stillberatung und die persönlichen Grenzen der Stillberatung immer berücksichtigt gehören!
Was ist deine Lieblingsfrage einer ratsuchenden Mutter – und warum?
“Das heißt, ich muss nicht abstillen …?” – oftmals erlebe ich es in meinen Beratungsgesprächen, dass Mütter glauben abstillen zu müssen – es aber zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht wollen.
Warum glauben “zu müssen”? Das können Fehlinformationen zu Medikamenten sein, falsch verstandene Beikostempfehlungen, aber auch Druck aus dem persönlichen Umfeld.
Natürlich berate und begleite ich ebenso Mütter, die sich für das Ende ihrer persönlichen Stillbeziehung entschieden habe. Mit einem klaren Beratungsauftrag und einer individuellen Lösung für die jeweilige Mutter-Kind-Dyade und deren aktueller Situation.
Aber die Freude bei den Müttern, die um ihre Stillbeziehung fürchten und deren Ängste ich dann zerstreuen kann, die ich auf ihrem weiteren Weg begleiten darf; diese Freude ist auch für mich sehr schön mitzuerleben.
Was ist für deinen Alltag als Stillberaterin absolut unverzichtbar? Und natürlich vor allem: Warum ist es unverzichtbar?
Mein Netzwerk an anderen Stillberaterinnen und Fachpersonal.
Meine Stillbibliothek & meine Linksammlung.
Die Unterstützung meiner Familie.
Mein Netzwerk hilft mir, die Mütter bestmöglich in verschiedenen Situationen zu betreuen. Selbst wenn meine Grenzen erreicht sind, so kann ich in enger Zusammenarbeit die Begleitung/Beratung fortsetzen.
Mein Fachwissen hilft mir weiter, aber da ich nicht alles im Kopf haben kann, lese ich auch gerne nach. Mein Links helfen in der vernetzten Welt, den Müttern die Informationen rasch und unkompliziert zukommen zu lassen bzw. meine Kolleginnen mit Informationen zu versorgen.
Ohne die Unterstützung meines Mannes/meiner Familie könnte ich meine ehrenamtliche Tätigkeit nicht ausüben.
Danke Katharina für Deine Zeit und deine ausführlichen Antworten!
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